Europäische Leitindizes: Höchststände in Reichweite?

Notenbankpolitik – Rückenwind für die Falken

Renten gehören wieder in jedes Depot

Europa übergewichten

 

Autor: Sascha Rehbein
Finanzmarkt aktuell per 10. März 2023
Sascha Rehbein, CFA, Portfoliomanager

Sascha Rehbein

Die Europäische Notenbank (EZB) hat in diesem Monat eine neue Phase eingeläutet. Seit Anfang März reduziert die Notenbank aktiv ihre Bilanz und führt damit eine weitere restriktive Maßnahme ein. Was dies aus unserer Sicht für die Lage an den Märkten bedeutet, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“.

Notenbankpolitik – Rückenwind für die Falken

Analog zur US-Notenbank Fed, die bereits seit Juni letzten Jahres ihre Bilanz reduziert, baut nun auch die EZB ihre Anleihebestände ab. Sie wird dabei einen Teil der fälligen Anleihen im Bestand nicht erneut am Markt anlegen. Es ist bis Ende des Quartals geplant, die Bilanz monatlich um ca. 15 Mrd. Euro zu reduzieren. Darüber hinaus wollte sich die EZB noch nicht in die Karten schauen lassen, aber es sollte erstens mit einer Fortführung die Bilanzreduzierung gerechnet werden und zweitens mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit einer Ausweitung des monatlichen Volumens. Von aktiven Verkäufen sehen bisher beide Notenbanken ab, da dies den Rentenmarkt zusätzlich unter Druck setzen würde. In Summe fällt ein weiterer wichtiger Stabilisator am Rentenmarkt nun zunehmend weg und wird voraussichtlich zu erhöhten Schwankungen und Kursdruck führen. Zusätzlich signalisieren diverse EZB-Vertreter, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus noch weit entfernt erscheint. Dies wird weiterhin mit erhöhten Inflationssorgen begründet, insbesondere nachdem sich die letzten Inflationszahlen hartnäckig auf hohem Niveau gehalten haben. Somit erwarten wir mindestens zwei bis drei weitere Zinsschritte. Gleiches gilt im Übrigen auch für die US-Notenbank, allerdings zeigte sich Fed-Präsident Powell zuletzt überrascht von der Stärke der US-Wirtschaft und zog eine erneute Beschleunigung des restriktiven Kurses in Erwägung. Somit bleibt die Notenbankpolitik weiterhin fokussiert auf die Inflationsbekämpfung und sehr stark von den kommenden Konjunkturdaten abhängig.

Renten gehören wieder in jedes Depot

Die Risikoprämien von europäischen Unternehmensanleihen haben seit Mitte Oktober letzten Jahres einen erfreulichen Rückgang verzeichnet und haben somit die Kursentwicklung deutlich unterstützt. Dies wurde maßgeblich durch die steigende Hoffnung einer dynamischen Wirtschaftserholung in China sowie einer Normalisierung der Inflation in Europa begründet. Wie bereits angesprochen, haben die Inflationszahlen allerdings diese Hoffnung zuletzt eingetrübt und den positiven Trend der Risikoprämien gestoppt. Gleichzeitig konnten wir die Sorgen weiterer Zinserhöhungen an kurzlaufenden Bundesanleihen ablesen. Die Rendite von zweijährigen Bundesanleihen setzt ihren dynamischen Anstieg fort und hat zuletzt sogar die 3-Prozentmarke geknackt. Dieses Renditeniveau haben wir zuletzt im Jahr 2008 gesehen!  Wir empfehlen daher die attraktiven Renditen verstärkt ins Depot zu integrieren. Wir fokussieren uns dabei auf gute Bonitäten von Unternehmensanleihen mit mittlerer Laufzeit und vereinnahmen dabei Renditen knapp über 4 Prozent.

Europa übergewichten

Die aktuell laufende Berichtssaison fällt relativ enttäuschend aus, insbesondere in den USA. Während sich die Umsätze weiterhin erfreulich entwickeln, können die Gewinne nicht Schritt halten. Im Umkehrschluss mündet das natürlich in fallenden Margen. Wir beobachten, dass hiervon insbesondere die großen Unternehmen am Stärksten betroffen sind. Auch die Ausblicke der Unternehmenslenker sind eher zurückhaltend und zünden keine neue Kursphantasie. Die US-Märkte bewegen sich daher schon seit Monaten in einem schwankungsintensiven Seitwärtstrend. Etwas erfreulicher sehen aktuell die europäischen Leitindizes aus. Wichtige Chartmarken konnten in den letzten Wochen durchschritten werden und die Indexhochs von 2022 werden in Angriff genommen. Unterstützt wird diese Entwicklung von leicht steigenden Gewinnprognosen der Analysten. Zudem weisen europäische Aktien weiterhin eine deutlich günstigere Bewertung auf als US-Aktien. Wir haben dementsprechend die europäischen Aktien in unseren Portfolios stärker allokiert. In Summe werden aber auch wir vorsichtiger, insbesondere auf Grund der verhaltenden Signale aus der aktuellen Berichtssaison.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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