Autor: Dr. Martin Zurek
Finanzmarkt aktuell per 7. Juni 2024
Dr. Martin Zurek, Portfoliomanager
Derzeit zeigen sich die Kapitalmärkte in einer abwartenden Haltung. Grund dafür sind die Unsicherheiten rund um die anstehenden geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken gepaart mit gemischten Wirtschaftsdaten aus den führenden Volkswirtschaften. In dieser Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“ geben wir Ihnen eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen und unsere Einschätzungen.
Wirtschaftliche Entwicklung und Zinspolitik: USA und Europa im Fokus
Seit Sommer 2023 befindet sich der US-Leitzins mit einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent auf dem höchsten Niveau seit über zwei Jahrzehnten. Trotz dieser hohen Zinsen erweist sich die US-Wirtschaft widerstandsfähiger als erwartet. Im vergangenen Jahr prognostizierten viele Experten eine Rezession, die jedoch bisher ausgeblieben ist. Ein entscheidender Faktor hierfür ist der überraschend robuste Arbeitsmarkt. Allein im März wurden in den USA über 300.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, was die Erwartungen deutlich übertraf und die Belastbarkeit der US-Wirtschaft in einem Umfeld hoher Zinsen unterstrich. Jüngste Daten, wie die überraschend etwas geringere Zahl offener Stellen, deuten darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt jedoch etwas abkühlen könnte. Dies sollte für die US-Notenbank Fed eine positive Nachricht darstellen, welche stark bemüht ist, eine nachfragegetriebene Inflation einzudämmen. Im April stieg der Verbraucherpreisindex um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was zeigt, dass die Inflation nach wie vor ein zentrales Thema ist. Die Fed steht somit vor der schwierigen Entscheidung: Sollten die Zinsen weiterhin hochgehalten werden, um die Inflation zu bekämpfen, oder sollte ein vorsichtiger Beginn von Zinssenkungen in Betracht gezogen werden, um die bremsende Wirkung auf die Konjunktur zu mildern? Wir gehen davon aus, dass die Fed ab dem dritten Quartal eine erste Zinssenkung vornehmen wird und in diesem Jahr zwei Zinsschritte vollzieht. Historisch war es stets die Fed, welche den Startschuss für erste Zinssenkungen gab. In dieser Woche senkte jedoch die EZB den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Dies stellt die erste Zinssenkung seit dem Beginn des Zinsanstiegspfads im Sommer 2022 dar. Die Zinssenkung, die vom Markt weitgehend erwartet wurde, soll die Wirtschaft ankurbeln. Trotz einer, verglichen mit den USA, schwächeren Wirtschaftslage muss die Europäische Zentralbank ebenfalls die Inflation im Auge behalten. Im Mai verzeichnete die Inflationsrate in der Eurozone einen Anstieg auf 2,6 Prozent, was im Vergleich zum Vormonat eine leichte Steigerung darstellt. Dennoch hat sich der Inflationstrend seit seinem Höchststand von über 10 Prozent Ende 2022 merklich verlangsamt. Die volkswirtschaftliche Situation in Europa präsentiert aktuell ein gemischtes Bild. Während sich einige Länder, insbesondere im Süden, von den wirtschaftlichen Schwächen der letzten Jahre erholen konnten, bleibt das Wachstum in Deutschland und Frankreich aufgrund der langsameren Erholung im verarbeitenden Gewerbe hinter den Erwartungen zurück. Die Inflationsrate dürfte demnach in den kommenden Monaten weiter abnehmen, was der EZB ermöglichen sollte, erneute Leitzinssenkungen vorzunehmen. Wir rechnen im zweiten Halbjahr 2024 mit zwei weiteren Leitzinssenkungen.
Aktienmärkte trotz globaler Unsicherheiten auf Rekordniveau
Während das globale politische Umfeld immer unsicherer wird, befinden sich die Aktienmärkte auf einem Allzeithoch. Zudem hat die Volatilität am Markt, welche ein Gradmesser für die Wertschwankung ist, kürzlich einen Tiefstand erreicht, der zuletzt vor der Covid-Pandemie zu beobachten war. Eine Erklärung für diese ungewöhnliche Situation ist in den Wachstums- und Zinserwartungen zu finden. Seit Oktober letzten Jahres ist das Vertrauen in eine robuste Konjunktur bei gleichzeitig erhöhter Inflation und relativ hohen Zinssätzen gestiegen. Der Umfang der erwarteten Zinssenkungen hat sich seit Anfang dieses Jahres zwar deutlich verringert, dies wird durch die positive Gewinnentwicklung, insbesondere bei den großen und bilanzstarken Unternehmen, jedoch kompensiert. Die geringe Schwankungsbreite am Markt verdeutlicht allerdings auch, dass die Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer derzeit ein optimales Umfeld für Aktien einpreisen. Angesichts der angestiegenen Bewertungen und der positiven Anlegerstimmung sind jedoch gerade die stark angestiegenen Aktien anfälliger für Enttäuschungen durch schwächere Wirtschafts- oder Unternehmensdaten. Dies würde wiederum zu einem Anstieg der Kursschwankung führen. Für die kommenden Monate erwarten wir jedoch, dass die Aktienmärkte weiterhin von stabilen Unternehmensgewinnen und der Aussicht auf zukünftige Zinssenkungen profitieren werden.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
Wir verwenden Cookies, die unbedingt erforderlich sind, um Ihnen unsere Website zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie Ihre Zustimmung erteilen, verwenden wir zusätzliche Cookies, um zum Zwecke der Statistik (z.B. Reichweitenmessung) und des Marketings (wie z.B. Anzeige personalisierter Inhalte) Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website zu verarbeiten. Hierzu erhalten wir teilweise von Google weitere Daten. Weiterhin ordnen wir Besucher über Cookies bestimmten Zielgruppen zu und übermitteln diese für Werbekampagnen an Google. Detaillierte Informationen zu diesen Cookies finden Sie in unserer Erklärung zum Datenschutz. Ihre Zustimmung ist freiwillig und für die Nutzung der Website nicht notwendig. Durch Klick auf „Einstellungen anpassen“, können Sie im Einzelnen bestimmen, welche zusätzlichen Cookies wir auf der Grundlage Ihrer Zustimmung verwenden dürfen. Sie können auch allen zusätzlichen Cookies gleichzeitig zustimmen, indem Sie auf “Zustimmen“ klicken. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit über den Link „Cookie-Einstellungen anpassen“ unten auf jeder Seite widerrufen oder Ihre Cookie-Einstellungen dort ändern. Klicken Sie auf „Ablehnen“, werden keine zusätzlichen Cookies gesetzt.