Autorin: Hannah Thielcke
Finanzmarkt aktuell per 7. März 2025
Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin
Zwischen sich anbahnendem globalen Handelskrieg und fiskalpolitischem Superimpuls aus Deutschland – auch diese Woche hatten die Märkte wieder einiges zu verarbeiten. Lesen Sie in dieser Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“, was die kommenden Wochen für Anleger und Anlegerinnen bereithalten.
Konjunkturrakete mit Startschwierigkeiten
Deutschland startet mit ambitionierten Fiskalmaßnahmen in die kommenden Jahre: 500 Milliarden Euro für Infrastruktur, eine gelockerte Schuldenbremse für sämtliche Militärausgaben über 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine zusätzliche Neuverschuldung der Bundesländer von 0,35 Prozent des BIPs pro Jahr sollen es nach dem Willen von Union und SPD werden. Doch statt einer wirtschaftlichen Initialzündung, wird die unmittelbare Konjunkturerholung wohl zunächst nur begrenzt ausfallen. Denn die eigentliche Herausforderung liegt in der Umsetzung, insbesondere in der effizienten und schnellen Investition der Mittel. Wir rechnen mit ersten positiven Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur frühestens im Laufe des nächsten Jahres. Auch dann könnte der Impuls durchaus begrenzt ausfallen – je nachdem, wo genau und wie schnell die Mittel eingesetzt werden. Auf globaler Ebene sorgen weiterhin handelspolitische Spannungen für Gegenwind. Mittlerweile liegen die US-Einfuhrzölle für chinesische Güter bei über 30 Prozent (vorher gut 10 Prozent) sowie bei 25 Prozent auf einen Großteil der Waren aus Kanada und Mexiko. Weitere US-Handelsbarrieren, unter anderem gegenüber der EU, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit für Anfang April erwartet. Diese Maßnahmen können insbesondere in den USA, aber auch weltweit, die Wirtschaftsstimmung erheblich eintrüben. Da zudem die groß angekündigten Steuersenkungen in den USA nicht mehr in den aktuellen Haushaltsplänen des Kongresses vorkommen, fehlt der US-Konjunktur ein zusätzlicher Impuls. Eine deutliche Eintrübung der Konjunktur ist damit wahrscheinlicher geworden.
Anleihen – zwischen Renditeanstieg und strukturellen Faktoren
Die jüngsten Entwicklungen haben die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf zwischenzeitlich über 2,9 Prozent steigen lassen. Kurzfristig könnte sich dieser Trend fortsetzen, doch mittelfristig sollten strukturelle Themen wieder in den Vordergrund rücken. Schwache Konjunkturdaten, der fortschreitende Strukturwandel im verarbeitenden Gewerbe sowie sinkende Inflation könnten wieder für fallende Renditen sorgen. Die von der wahrscheinlichen zukünftigen Koalition geplanten fiskalpolitischen Maßnahmen sind für sich genommen nicht groß genug, um das Kreditrating Deutschlands zu gefährden. Während sich die Staatsanleihen also in einer Übergangsphase befinden, zeigen sich die Risikoprämien für Unternehmensanleihen in Euro und US-Dollar, globale High-Yield-Papiere und Schwellenländeranleihen erstaunlich unbeeindruckt. Die historisch niedrigen Risikoaufschläge bieten daher nach wie vor kaum eine angemessene Vergütung für die zunehmenden globalen Unsicherheiten durch Handelskonflikte und geopolitische Spannungen.
US-Unternehmen unter Druck – Europa im Vorteil?
Das Motto „America First“ verliert zunehmend an Strahlkraft. Die wirtschaftlichen Sorgen in den USA – verstärkt durch Handelskonflikte, ein schwächeres Verbrauchervertrauen und zunehmende Fragezeichen hinter den steuerlichen Entlastungen – setzen insbesondere US-Unternehmen unter Druck. Während die Bewertungen bereits hoch sind, reichte das Gewinnwachstum vieler Unternehmen nicht aus, um die Erwartungen zu erfüllen. Besonders sichtbar ist dies im Technologiesektor, wo beispielsweise das schwächere Cloud-Wachstum belastete. Insgesamt bleibt das Gewinnwachstum zwar positiv, die Dynamik lässt jedoch nach. In Europa präsentiert sich ein anderes Bild: Günstigere Bewertungen, sowie positive Überraschungen in der Berichtssaison haben für eine bessere Marktperformance gesorgt. Nachdem der europäische Aktienmarkt lange Zeit aufgrund schwacher Gewinnerwartungen und schwierigen Konjunkturumfelds eher gemieden wurde, werden Anleger jetzt wieder optimistischer. Strategisch könnte es daher sinnvoll sein, die US-Gewichtung im Portfolio leicht zu reduzieren und den Europa-Anteil im Gegenzug etwas zu erhöhen, sowie defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter stärker in den Blick zu nehmen.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
Wir verwenden Cookies, die unbedingt erforderlich sind, um Ihnen unsere Website zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie Ihre Zustimmung erteilen, verwenden wir zusätzliche Cookies, um zum Zwecke der Statistik (z.B. Reichweitenmessung) und des Marketings (wie z.B. Anzeige personalisierter Inhalte) Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website zu verarbeiten. Hierzu erhalten wir teilweise von Google weitere Daten. Weiterhin ordnen wir Besucher über Cookies bestimmten Zielgruppen zu und übermitteln diese für Werbekampagnen an Google. Detaillierte Informationen zu diesen Cookies finden Sie in unserer Erklärung zum Datenschutz. Ihre Zustimmung ist freiwillig und für die Nutzung der Website nicht notwendig. Durch Klick auf „Einstellungen anpassen“, können Sie im Einzelnen bestimmen, welche zusätzlichen Cookies wir auf der Grundlage Ihrer Zustimmung verwenden dürfen. Sie können auch allen zusätzlichen Cookies gleichzeitig zustimmen, indem Sie auf “Zustimmen“ klicken. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit über den Link „Cookie-Einstellungen anpassen“ unten auf jeder Seite widerrufen oder Ihre Cookie-Einstellungen dort ändern. Klicken Sie auf „Ablehnen“, werden keine zusätzlichen Cookies gesetzt.