Bullenstimmung an den Aktienmärkten

Politische Krise in Frankreich: Regierung Michel Barnier gescheitert

Fallende Inflation eröffnet Zinssenkungsspielraum

Bullenstimmung an den Aktienmärkten

 

Autor: Sören Wiedau
Finanzmarkt aktuell per 6. Dezember 2024
Sören Wiedau, CEFA, Portfoliomanager

Sören Wiedau

Steigende Aktien- und Rentenkurse haben die Stimmung der Marktteilnehmer deutlich aufgehellt. Einige Indizes, darunter der deutsche Aktienindex DAX und der amerikanische S&P 500, erreichten sogar neue Allzeithochs. Gleichzeitig trüben jedoch politische Spannungen in Frankreich das Gesamtbild. In der aktuellen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“ beleuchten wir die zukünftige Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte sowie die Auswirkungen der politischen Krise in Frankreich.

Politische Krise in Frankreich: Regierung Michel Barnier gescheitert

Die neue französische Regierung unter Michael Barnier ist bereits nach wenigen Wochen an der Verabschiedung des Haushalts für 2025 gescheitert. Ein erfolgreiches Misstrauensvotum, initiiert von der linken Volksfront und unterstützt vom rechten Rassemblement National, führte zum Sturz der Regierung. Es ist das erste Mal seit 1962, dass eine französische Regierung auf diese Weise abgesetzt wird. Präsident Emmanuel Macron steht nun vor der schwierigen Aufgabe, einen neuen Premierminister zu ernennen. Während Barnier erneut in Betracht gezogen werden könnte, gilt ein Sozialist als wahrscheinlicherer Kandidat, um ein neues Bündnis zwischen der moderaten Linken und dem Zentrum zu schmieden. Angesichts der knappen Zeit bis Jahresende erscheint es jedoch als unwahrscheinlich, dass die neue Regierung rechtzeitig ein Haushaltsgesetz für 2025 verabschieden kann. Sollte dies nicht gelingen, müsste auf Notfallgesetze zurückgegriffen werden, was eine restriktive Fiskalpolitik zur Folge hätte. In diesem Fall wären die Ausgaben auf dem Niveau des Vorjahres gedeckelt. Aus unserer Sicht wird die französische Regierung nur einen begrenzten politischen Spielraum im Jahr 2025 haben. Dies könnte das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern beeinträchtigen, die Wirtschaftsleistung schwächen und den internationalen Einfluss Frankreichs verringern. Die Unsicherheit rund um den Haushalt hat bereits zu einem deutlichen Anstieg der Renditeaufschläge für französische Staatsanleihen geführt. Der Abstand zu deutschen Bundesanleihen ist so hoch wie seit der Eurokrise nicht mehr, und die Kreditkosten erreichten zeitweise das Niveau Griechenlands. Auch der französische Aktienmarkt entwickelte sich in diesem Jahr deutlich schlechter als der Euro Stoxx 50 Index. Obwohl wir derzeit keine Ausbreitung der Krise auf die gesamte Eurozone erwarten, raten wir zur Vorsicht bei Investitionen in französische Anleihen sowie zinssensible Aktien wie Banken und Versicherungen. Politische Instabilität und eine unklare langfristige Fiskalpolitik bleiben die zentralen Belastungsfaktoren.

Fallende Inflation eröffnet Zinssenkungsspielraum

Die Konjunktursorgen in Deutschland und die damit verbundenen Erwartungen weiterer Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf 2,1 Prozent gedrückt. Zusätzliche Unterstützung erhielt der Rentenmarkt durch die insgesamt rückläufige Inflation, die in den letzten Monaten vor allem durch sinkende Energie- und Güterpreise beeinflusst wurde. Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate mittelfristig auf 2 Prozent sinken wird. Dieser Rückgang dürfte die EZB dazu veranlassen, die Leitzinsen schrittweise in Richtung 2 Prozent abzusenken.

Bullenstimmung an den Aktienmärkten

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist derzeit kaum zu übertreffen: Der DAX überschritt erstmals die Marke von 20.000 Punkten, und auch der S&P 500 erreichte historische Höchststände. Die europäischen Aktienmärkte konnten diesem Aufschwung jedoch nicht vollständig folgen und blieben hinter den anderen Indizes zurück. Gründe für die Zurückhaltung sind unter anderem Sorgen über mögliche Zölle unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump, eine schwächelnde regionale Wirtschaft und die politischen Turbulenzen in Frankreich. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Investmentumfeld für Aktien aus unserer Sicht insgesamt positiv. Besonders optimistisch sind wir aber für die US-Aktienmärkte. Die solide Wirtschaftsentwicklung, unterstützt von fiskalischen Anreizen und Deregulierung, könnte die hohen Bewertungen rechtfertigen und einen längeren Wachstumszyklus einleiten. Für europäische Aktien bleiben wir hingegen zurückhaltender. Trotz attraktiverer Bewertungen stellen Zölle und Handelskonflikte ein großes Risiko dar, was sowohl das wirtschaftliche Wachstum als auch die Gewinne exportorientierter Unternehmen belasten könnte.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

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