Gedämpfte Konsumlaune. Wer profitiert?

Gedämpfte Konsumlaune

Konjunktursorgen bringen erhöhte Marktschwankung

Robuste Aussichten für Unternehmen

 

Autor: Bastian Ernst
Finanzmarkt aktuell per 6. September 2024
Bastian Ernst, Portfoliomanager

Bastian Ernst

Schnell runter, schnell hoch und nun schnell wieder runter? Die Entwicklung der Aktienmärkte während der Sommermonate gleicht einer Achterbahnfahrt. Ob nun gar der freie Fall droht, das erfahren Sie in der heutigen Ausgabe von Finanzmarkt aktuell:

Gedämpfte Konsumlaune

Während die US-amerikanischen Haushalte weiterhin fröhlich konsumieren, stagnieren die Konsumausgaben in Europa. Dabei ist die finanzielle Lage der europäischen Haushalte besser als gemeinhin angenommen. Die Reallöhne steigen mittlerweile wieder und können den zuvor erlittenen Kaufkraftverlust wieder kompensieren. Unterstützt wird dies durch den soliden Arbeitsmarkt in Europa. So lag die Arbeitslosigkeit in der Eurozone zuletzt bei weiterhin historisch niedrigen 6,5 Prozent. Gleichwohl verbessert sich die Konsumentenstimmung von einem niedrigen Niveau kommend nur langsam. Eine Vielzahl von Aspekten erzeugt weiterhin Sorgenfalten bei den europäischen Verbrauchern. Hierzu zählen u.a. die politische Lage in Europa, der andauernde Ukrainekrieg und insbesondere die anhaltende Schwäche im verarbeitenden Gewerbe. Die Stimmung in der Industrie ist historisch schlecht, und die Industrieproduktion entwickelt sich kontinuierlich rückläufig. Sie liegt in der Eurozone unterhalb des Niveaus vor der Covid-Pandemie. Entsprechend sparen die europäischen Haushalte einen größeren Teil ihres verfügbaren Einkommens und verschieben ihre Konsumausgaben. Damit sitzen die Verbraucher wiederum auf gut gepolsterten finanziellen Reserven. Die US-Haushalte bauen ihre angesparten Reserven dagegen sogar ab und konsumieren weiter. Obwohl die fundamentale Lage der US-Haushalte weiterhin solide ist, zeigen sich doch erste Anzeichen, dass insbesondere die unteren Einkommensschichten an ihre Grenzen geraten. So steigen beispielsweise die Ausfallraten für Kreditkarten sukzessive an, wenngleich von einem niedrigen Niveau aus. Konsumunternehmen bekommen dies zunehmend zu spüren, denn Verbraucher sind auch in den USA merklich preissensitiver geworden und entscheiden sich für günstigere Angebote. Diverse Konsumkonzerne vermeldeten im Zuge der Quartalsberichterstattung, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Preise zu erhöhen ohne gleichzeitig Kunden zu verlieren. Damit profitieren beispielsweise Discount-Anbieter zu Lasten etablierter Markenkonzerne.

Konjunktursorgen bringen erhöhte Marktschwankung

So schnell wie der Aktienmarkt seit Mitte Juli korrigierte, erholte er sich in der zweiten Augusthälfte auch wieder. Der neuerliche Marktrücksetzer vom Dienstag zeigt jedoch, dass die Sorgen vor einer Konjunkturschwäche in den USA nicht ausgestanden sind. In den vergangenen Monaten reagierten die Aktienmärkte paradoxerweise meist positiv auf eine Abschwächung von Konjunkturindikatoren, da dies nachlassenden Inflationsdruck und in der Folge größeren Spielraum für Leitzinssenkungen seitens der Notenbanken bedeutete. Dies beflügelte die Aktienmärkte. Nun machen sich jedoch zunehmend Sorgen breit, die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) könnte die Zinsen zu lange restriktiv gehalten haben, und die USA könnten doch in eine Rezession abdriften. Insofern reagieren die Aktienmärkte mittlerweile wieder mit Abgabedruck auf schwächere Wirtschaftsdaten, da dies eine schwächere Gewinnentwicklung der Unternehmen impliziert. Insofern wird insbesondere die Veröffentlichung des neuen US-Arbeitsmarktberichts mit Argusaugen beobachtet werden.

Robuste Aussichten für Unternehmen

Wir erwarten zwar eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums, jedoch nicht, dass die US-Volkswirtschaft in eine Rezession abrutschen wird. Damit einhergehend bleiben auch die Gewinnaussichten für die Unternehmen aus unserer Sicht positiv. Eine generelle Trendwende am Aktienmarkt prognostizieren wir insofern nicht. Gleichwohl erwarten wir, dass die Schwankungsbreite am Markt in den kommenden Wochen sehr hoch bleiben wird. Überraschungen oder Enttäuschungen bei relevanten Wirtschaftsindikatoren dürften immer mal wieder zu Ausschlägen führen. Zudem wird die Präsidentschaftswahl in den USA zunehmend in den Fokus der Investorinnen und Investoren treten. Hier zeichnet sich ein enges Rennen ab, was für erhöhte Unsicherheit sorgt. Zudem ist der Monat September historisch betrachtet der statistisch schwächste Monat eines Jahres. Eine mögliche temporäre Marktschwäche kann damit eine Gelegenheit darstellen, Aktien von Qualitätsunternehmen zuzukaufen, die sich durch eine geringe Verschuldung, hohe Profitabilität sowie ein stabiles Gewinnwachstum auszeichnen.

Haftungsausschluss:

Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388

i