Autorin: Hannah Thielcke
Finanzmarkt aktuell per 6. Juni 2025
Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin
Während harte Konjunkturdaten noch Stabilität suggerieren, trüben weiche Stimmungsindikatoren das Bild. Die anhaltende Nachrichtenlage rund um politische Unsicherheiten von Handelszöllen bis Haushaltsstreit hält Aktien- und Rentenmärkte in Atem. Mehr dazu lesen Sie in der heutigen Ausgabe von „Finanzmarkt aktuell“:
Harte Fakten, weiche Nerven
Die Konjunktur zeigt sich derzeit wie ein Tanzpaar im Ungleichschritt: Harte Daten etwa zum Arbeitsmarkt, zum Konsum oder zu Investitionen in den USA oder in der Eurozone präsentieren sich noch recht stabil. Gleichzeitig lassen die weichen Indikatoren, bspw. Umfragen unter Unternehmen und Verbrauchern, inzwischen klar den Gleichschritt vermissen. Viele liegen unter der kritischen Marke von 50, die Expansion von Kontraktion trennt oder befinden sich nur noch knapp oberhalb der Niveaus, die wir zuletzt in der Corona- oder der globalen Finanzkrise gesehen haben. Ein klassischer Fall von „Ruhe vor dem Sturm“? Möglich. Die vor dem 2. April prall gefüllten US-Lagerhallen täuschen derzeit noch über die Auswirkungen der anschließend verhängten Zölle hinweg. Doch mit Ankunft der betroffenen Schiffe und dem Abverkauf der zollfreien Ware ab Mitte Juni könnte es ungemütlich werden: höhere Preise, Lieferengpässe, geringere Auslastung in Logistik und Häfen – mit möglichen Auswirkungen auf Investitions- und Konsumbereitschaft sowie den Arbeitsmarkt. Die Unsicherheit ist jedenfalls hoch – egal, ob es um das von der Trump-Administration gerade vorgestellte Gesetzespaket „Big Beautiful Bill“, sektorale Strafzölle oder geopolitische Schachzüge rund um seltene Erden aus China geht. Die Märkte werden weiterhin in Atem gehalten.
Rentenmarkt – Risiko, Rendite und Ratlosigkeit
An den Rentenmärkten bleibt die Nervosität hoch. Die Schuldenlast der USA, Großbritanniens und Japans wird zunehmend kritisch beäugt – besonders bei Staatsanleihen mit einer Laufzeit jenseits der 10 Jahre. Vermehrt schwach nachgefragte Auktionen neu begebener Staatspapiere deuteten in den vergangenen Wochen auf eine Käuferzurückhaltung hin. Immerhin gab es kürzlich Signale aus Japan zur Reduzierung der Emission langlaufender Anleihen, was die Gemüter etwas beruhigte. In der Eurozone hingegen bleibt Spielraum für sinkende Renditen: Die Inflation normalisiert sich, nicht zuletzt durch nachlassendes Lohnwachstum und anhaltend schwache Konjunkturerwartungen. Die EZB hat damit, anders als die Fed, noch Munition in Form von Zinssenkungen parat und scheut sich nicht, diese einzusetzen, wie gerade am 5.6. gezeigt. Aus unserer Sicht bleibt damit auf absehbare Zeit Raum für fallende Renditen bei Bundesanleihen. Denn bis das lang erwartete deutsche Fiskalpaket für echten konjunkturellen Rückenwind sorgt, wird es wohl noch bis ins nächste Jahr dauern. Ein Stolperstein für langlaufende Anleihen wäre derweil eine weitere Ausweitung der deutschen Verschuldung durch eine bindende Zusage zum NATO-Ziel von 5 Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigungsausgaben. In diesem Fall sollten deutsche Renditen insbesondere bei langen Laufzeiten erneut unter Druck geraten und für fallende Kurse sorgen. In diesem Spannungsfeld suchen die Rentenmärkte eine klare Richtung, wobei Bullen und Bären im Kampf abwechselnd die Oberhand gewinnen.
Aktienmärkte – zwischen Freudentaumel und Vorsicht
An den Aktienmärkten herrscht derzeit Optimismus mit vielen Indizes nahe oder, wie im Falle des DAX, über bisherigen Allzeithochs. Allerdings werden trotz einer insgesamt robusten Berichtssaison und soliden Gewinnwachstumszahlen die Erwartungen zunehmend nach unten angepasst. Noch sind die Anpassungen moderat, aber die Tendenz mahnt zur Vorsicht. Das Marktgeschehen bleibt voraussichtlich schwankungsreich. Politische Unsicherheit, konjunkturelle Schwäche und geldpolitische Divergenzen bilden einen mit Vorsicht zu genießenden Cocktail. Große Wetten sind in diesem Umfeld fehl am Platz. Stattdessen raten wir zu einer breiten Mischung aus Unternehmen mit gesunden Bilanzen, stabilen Cashflows und einer starken Marktposition. Wer zudem auf Profiteure der Marktschwankungen setzt – etwa Börsenbetreiber und Investmentbanken – könnte auch in turbulenteren Zeiten gut abschneiden. Denn eines ist sicher: Ruhige See ist nicht in Sicht. Aber mit dem richtigen Kompass und der notwendigen Besonnenheit lässt sich auch durch raues Fahrwasser navigieren.
Haftungsausschluss:
Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.
Ansprechpartner für Journalisten:
Pressesprecher Robert Heiduck, (030) 8 97 98 - 388
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