Die Privatsammlung von gregor c. blach

Mit einer signierten Postkarte von Joseph Beuys fing es an. Heute zählt die Sammlung des Unternehmers zu den bemerkenswertesten ihrer Art.

Es ist eine Privatsammlung im wörtlichen Sinn: Die Kunst ist in den privaten Räumen von gregor c. blach allgegenwärtig – in jeder möglichen Ausdrucksform. Wie zufällig arrangiert begegnen die Werke dem Blick des Betrachters, lenken seine Aufmerksamkeit über die Wände, tief in den Raum hinein und wieder zurück. Mehr als 350 Exponate hat der Berliner Medienunternehmer, der seinen Namen am liebsten kleingeschrieben liest, bislang zusammengetragen.
Dass die Sammlung weiterwachsen wird, daran besteht für ihn kein Zweifel. „Ich bin mit Kunst groß geworden“, sagt gregor c. blach, „mein Vater sammelte Kunst und nahm mich mit auf Messen, in Galerien. Als Teenager habe ich mein erstes Kunstwerk gekauft – eine signierte Postkarte, ‚Gib mir Honig‘ von Joseph Beuys.“ Die Initialzündung zur eigenen Sammlung war eine Performance des Berliner Künstlers Fabian Knecht im Jahr 2011 – blach erwarb die begleitende Fotoedition und benannte seine Sammlung nach dem Titel des Werks: Spartakus.

Wie gregor c. blach studiert Fabian Knecht an der Universität der Künste Berlin (UdK). Über ihn lernt der Sammler bekannte Absolventen und Absolventinnen der Kunsthochschule kennen, darunter Andreas Greiner, Jeewi Lee, Julius von Bismarck, Hannah Sophie Dunkelberg, Malte Bartsch und Julian Charrière. Viele von ihnen studieren am Institut für Raumexperimente der UdK bei Ólafur Elíasson, der die Natur ins Zentrum seines Schaffens stellt. Auch die Arbeiten der Spartakus-Sammlung thematisieren die Idealisierung und gleichzeitige Bedrohung der Natur. „Was passiert bei den menschengemachten Interventionen mit unserer Umwelt? Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Sammlung“, sagt gregor c. blach. Die Werke, die er aussucht, müssen ihn inhaltlich wie ästhetisch überzeugen, „die Mittellinie treffen zwischen schön und politisch“. Er kuratiere strategisch, sagt der Sammler, und habe sich deshalb auch schon von Arbeiten getrennt – darunter Werken von Sigmar Polke und Albert Oehlen.

Obwohl von Kunst fasziniert, habe er nie den Wunsch verspürt, selbst bildender Künstler zu werden, sagt gregor c. blach. „Ein Künstler braucht heute nicht nur Talent. Er muss gute Geschichten erzählen. Sie oder er muss den Willen besitzen, sich durchzusetzen, muss ein guter Verkäufer oder eine gute Verkäuferin sein. Ich glaube, ich hätte nicht das nötige Talent gehabt.“ Doch blach probiert sich aus. Arbeitet als Praktikant in einer Galerie, macht Musik, studiert Kommunikation. Wird erfolgreicher Unternehmer. Die Kunst findet ihren festen Platz im Privaten, provoziert, inspiriert und belebt seine Räume. Diese Privatheit ist ein Grundakkord der Sammlung: Bis heute hat blach sie nur wenigen Außenstehenden gezeigt.
In diesem Prozess entsteht gerade etwas Neues, eine „Sammlung in der Sammlung“, wie gregor c. blach es nennt. Seit zehn Jahren vergibt er jährlich ein Auftragsporträt in Form eines Stipendiums, ist dabei offen für alle Darstellungsformen, auch für die künstlerische Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz. Welche namhaften Kunstschaffenden ihn bereits porträtiert haben, darüber schweigt gregor c. blach – und weckt damit die Neugier auf die stetige Entwicklung dieser „Sammlung in der Sammlung“. 

Foto: © Christoph Musiol / https://www.christophmusiol.com/
Text: Anke Bracht
Datum: März 2025

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