Gruppenbild (von links nach rechts) von Dr. Thomas von Brück, Vorstandsvorsitzender der Alexander und Renata Camaro Stiftung, Dr. Anna Krüger, Kuratorin der Camaro Stiftung, und Paula Anke, Vorstand und künstlerische Leitung der Alexander und Renata Camaro Stiftung, in den Stiftungsräumlichkeiten.

© Karolin Klüppel / https://karolinklueppel.de/
Engagement für die Sammlung des Universalkünstlers: Vorständin Paula Anke (links) und die Verantwortliche für Programm & Ausstellungen Dr. Anna Krüger mit dem Vorstandsvorsitzenden der Alexander und Renata Camaro Stiftung, Dr. Thomas von Brück

Die Sammlung der Alexander und Renata Camaro Stiftung

Kunst besitzt viele Ausdrucksformen – Alexander Camaro bespielte sie zeitlebens wie eine große, gemeinsame Klaviatur. Die Alexander und Renata Camaro Stiftung macht die verschiedenen Aspekte seiner Universalkunst in Ausstellungen und Veranstaltungen erfahrbar.

Mitten im Bezirk Tiergarten, gleich neben dem Wintergarten-Varieté, führt ein Weg zum Camaro Haus. Unbeeindruckt von der lebhaften Nachbarschaft, liegt der historische Backsteinbau ruhig und erhaben im zweiten Hof, eingerahmt von sattem Grün. Schon immer war hier die Kunst zu Hause. Im Jahr 1893 auf Initiative des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 als vereinseigene Zeichen- und Malschule errichtet, etablierte sich die Einrichtung schnell als Institution der Berliner Kunstszene. Seit 2010 trägt der Bau den Namen „Camaro Haus“ und ist Sitz der 2009 gegründeten Alexander und Renata Camaro Stiftung. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas von Brück hat zu einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung geladen: „Swing“ zeigt Arbeiten von Alexander Camaro im Dialog mit Werken von Dieter Mammel.

Wer sich dem Werk Camaros nähern möchte, sollte dessen Leben als eine Reise verstehen, geprägt von unstillbarem Wissensdurst und überbordender Energie. Als 16-Jähriger schließt sich der 1901 in Breslau geborene Künstler einer Gauklertruppe an, wird Artist am Trapez und auf dem Seil. Nach dem Ersten Weltkrieg studiert er bei Otto Mueller Malerei, avanciert zum bedeutendsten Meisterschüler des Expressionisten. „Mueller war mehr als sein Lehrer, er war sein Mentor“, sagt Vorstandsvorsitzender von Brück, „die Beziehung hatte etwas Magisches.“ Weitere Etappen auf seiner interdisziplinären Reise sind der Tanz – Camaro war als Solist wie auch als Ballettmeister und Choreograf erfolgreich – und die Bühne: 1949 steigt der Mitbegründer des Künstlerkabaretts „Die Badewanne“ zum Star der Berliner Nachkriegs-Boheme auf.

Drei Jahre später folgt der Vielbegabte dem Ruf als Professor für Malerei an die damalige Hochschule für Bildende Künste, wo Renata Gentner seine Studentin und Meisterschülerin wird. 1966 heiratet das Paar und lebt ein Leben für die Kunst. „Ihre große Stärke war die Farbgebung“, sagt von Brück, „seine Werke dagegen trugen stets eine Philosophie, eine ganze Geschichte in sich.“ Er kannte den Künstler persönlich, die beiden trafen 1992 bei einer gemeinsamen Einladung des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aufeinander. Es sollte eine Freundschaft zur Familie Camaro und zu Theodor Gentner, Renatas Bruder, entstehen, der von Brück 2009 in die Stiftungsgründung einbezog.

Mehr als 1200 Arbeiten hat Alexander Camaro geschaffen, dazu hinterlässt er ein Archiv mit Briefen und literarischen Texten. Ein 500-seitiges Werksverzeichnis erschien 2021. Und auch im öffentlichen Raum ist seine Kunst sichtbar: Die bunten Glasfenster der Philharmonie, der Staatsbibliothek und des Musikinstrumenten-Museums entstanden assistiert von den Künstlerinnen Susanne Riée und Renata Camaro. Dem Prinzip der Stiftung folgend, welches durch die Kuratorin und Verfasserin des Werkverzeichnisses, Dr. Anna Krüger, und die künstlerische Leitung, Paula Anke, umgesetzt wird, gibt es keine Dauerausstellung. Und nicht jede Ausstellung in dem Haus rückt Camaros persönliche Schaffenskraft in den Mittelpunkt.

Der rote Faden zeigt sich vielmehr in der emotionalen Beziehung zwischen den Kunstschaffenden und dem Universalkünstler, die auch in „Swing“, der aktuellen Ausstellung der Stiftung mit Exponaten von Alexander Camaro und Dieter Mammel, sichtbar wird. „Camaro und Mammel zum Beispiel haben sich nie kennengelernt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, „aber Camaros Bilder waren Impulsgeber für Mammels figurative Malerei.“ Auf sein persönliches Lieblingswerk angesprochen, folgt von Brücks Antwort sofort: „Ein spätes Bild, ‚Leuchtender Nebel‘. Wald, Wolken, Fußspuren – poetisch und wehmütig.“ Er hält kurz inne, dann führt Thomas von Brück weiter durch die Ausstellung „Swing“.

Alexander und Renata Camaro Stiftung Ausstellung „swing“ noch bis zum 25. Juli
Camaro-stiftung.de  

Text: Anke Bracht
Fotos: Karolin Klüppel

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