Vom schnellen Essen zum Mitnehmen wurde bislang nur eines verlangt: Es soll satt machen. Damit geben sich einige junge Gastronomen in Berlin nicht zufrieden – sie wollen das ganze Potenzial von Döner, Burger und Co. auf den Teller bringen. Die Foodies der Hauptstadt sind begeistert.
„Einmal alles und scharf“ – eine Bestellung, die an den rund 1600 Berliner Verkaufsständen für Döner Kebab recht häufig zu hören ist: Mehr als 400 000 gefüllte Fladenbrottaschen gehen dort täglich über den Tresen. Ein interessanter Markt, dachte sich Deniz Buchholz. Seit 2006 ist der gebürtige Berliner in der Systemgastronomie tätig, seine letzte Station war die Restaurantkette Vapiano. Dort lernte er seinen heutigen Geschäftspartner Daniel Herbert kennen. Schnell war klar: Sie wollten selbst ein Franchisesystem aufziehen. „Der Döner ist dafür ideal“, sagt Deniz Buchholz, „jeder kennt ihn, er ist Teil der Kultur. Und wir haben ihm ein Upgrade verpasst.“
Kebap with Attitude, „Kebab mit Haltung“, heißt das Unternehmen, das die beiden Gastronomen 2017 an den Start brachten. Heute sind rund 40 Mitarbeiter an zwei Standorten bei KWA beschäftigt, in Mitte und in Kreuzberg, wo sich auch die Produktionsküche befindet. „Der Name spiegelt unsere Werte wider“, sagt Deniz Buchholz, „nämlich Transparenz, Fairness, lokale Beschaffung und zeitgemäße Herstellungsmethoden.“ Darüber hinaus wolle Kebap with Attitude zeigen, dass Döner-Kebab ein vielfältiges kulinarisches Erlebnis sein kann: „Wir sind offen für neue Perspektiven und Interpretationen.“ Den Berliner Foodies schmeckt’s – beispielsweise der „Döner Beelitzer Art“ mit gegrilltem Rindfleisch, Feldsalat, Ingwer-Erdbeer-Marmelade und Bärlauch-Mayonnaise, dazu Spargel und Sauce hollandaise. „Das war ein Riesenhit im vorigen Jahr“, sagt der innovative Gastronom, der bei neuen Rezepturen gern die Ideen seiner Gäste einbindet. Dass der Spargel-Döner auch in diesem Frühling wieder auf die Karte kommt, ist beschlossene Sache.
Den kulinarischen Gipfel eines „Roadtrips von der Sterneküche zum Fast Food“ versprechen Vladislav Gachyn und Kajo Hiesl den Gästen ihrer Burgerladenkette Goldies. Der Verweis auf die Sterneküche hat mit ihrer eigenen Vita zu tun: Die beiden lernten sich während ihrer Kochausbildung im Dreisternerestaurant Aqua in Wolfsburg kennen, wo sie Sven Elverfeld, einem der besten Köche Deutschlands, über die Schulter blicken durften. 2017 gründeten sie – von einer Reise durch Belgien inspiriert – in Kreuzberg das erste Goldies, zunächst mit Fokus auf Pommes frites aus frischen Kartoffeln. Inzwischen lautet die Mission „Gourmet für alle“. Signature Dish bei Goldies ist der Smashburger, den die beiden 2021 aus den USA nach Berlin brachten.
Das Geheimnis des Smashburgers liegt in der Form des Pattys: Es wird flach gedrückt, damit möglichst viel Fleisch mit dem Grill in Kontakt kommt und der Burger einen intensiveren Röstgeschmack erhält. Bei den Rezepturen für Pattys, Soßen und sonstige Zutaten orientiert sich Goldies an den amerikanischen Klassikern, neben der Fleischvariante gibt es vegane und vegetarische Burger-Alternativen. Derzeit liegt der Fokus auf Expansion: Nach vier Standorten in Berlin und einem in Frankfurt am Main eröffnen Vladislav Gachyn und Kajo Hiesl nun weitere Goldies-Filialen mit Franchisenehmern in ganz Deutschland.
Dagegen haben Deniz Buchholz und Daniel Herbert das Thema Franchise auf ihrer Prioritätenliste ein wenig nach unten geschoben. Ihr Geschäft entwickelt sich zwar rasant, aber in eine andere Richtung als ursprünglich geplant. Fast die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Kebap with Attitude inzwischen im Bereich Catering – die unkonventionellen Döner sind zu gefragten Snacks auf Messen sowie bei Sport- und Showevents geworden. Die Kebabspieße dafür werden immer selbst gesteckt. Wenn er Zeit habe, sagt Deniz Buchholz, mache er dabei mit.
Foto: © Tom Christen / Kebap with Attitude
Text: Sintje Wilms
Datum: März 2025
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