Zwei Fußballspieler der Baller League im Hangar 7 auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof m Kampf um den Ball

© Reinaldo Coddou H / Baller League GmbH
Der Hangar 7 auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof ist Austragungsort für die Indoor-Spiele der Baller League.

Neues Spiel, neue Regeln – wie ein junges Konzept den Fußball für heute erfindet

Kompakter, schneller, medienwirksamer: Die Berliner Baller-League ist hoch professionell organisiert, digital inszeniert und nah an einer jungen Zielgruppe. Damit zielt die Indoorfußball-Liga auf wirtschaftlichen Erfolg.

Dort, wo einst Rosinenbomber landeten und die Berliner Luftbrücke zum Symbol westlicher Freiheit wurde, wird heute wieder Geschichte geschrieben – diesmal mit Fußballschuhen, Flutlicht und Streaming-kameras. In Hangar 7 des ehemaligen Flughafens Tempelhof, einem Ort voller Symbolik und architektonischer Monumentalität, versammelt sich jede Woche die neue Generation der Fußballbegeisterten. Aber nicht für 90-Minuten-Spiele, sondern für schnelle, verdichtete Partien auf Hallen maß. Mit improvisierten Zuschauerrängen, den Blick auf das Spielfeld – und raumfüllende Bildschirme – gerichtet. Denn Kameras sind allgegenwärtig: auf dem Feld, in den Kabinen, auf der Brust des Schiedsrichters. Viel Content für die Zuschauerinnen und Zuschauer im Hangar und jene, die das Spiel in den sozialen Medien streamen. Kostenlos. Die Baller League hat in einem der geschichtsträchtigsten Gebäude Berlins eine Bühne gefunden – und damit ein neues Kapitel des deutschen Fußballs begonnen.

Tempelhof ist dabei nicht bloß Kulisse, sondern Programm. Der Ort steht für Aufbruch und Wandel, für Grenzerfahrungen und Neuinterpretationen. Was früher Start- und Landebahn für Maschinen war, ist heute die Startrampe für ein radikal neues Fußballformat: jung, urban, medial. Der historische Hangar ist mit LED-Wänden, Kameradrehkränen und Eventlicht ausgestattet, auf dem Spielfeld kämpfen Spieler wie auch Influencer um Punkte, Reichweite und die Aufmerksamkeit eines Publikums, das sich längst vom klassischen Vereinsfußball entfernt hat. 

Portrait Lukas Podolski, ehemaliger Profi-Fußballer und Mitgründer der Baller League

Lukas Podolski, ehemaliger deutsche Fußballnational­spieler

Fußball als Entertainmentprodukt. Ins Leben gerufen wurde die Baller League Anfang 2024 von dem einstigen Nationalspieler und Publikumsliebling Lukas Podolski. Er fungiert nicht nur als Präsident, sondern tritt auch als Chef seines eigenen Teams Streets United auf. Dass die Liga in der dritten Saison von Köln nach Berlin gezogen ist, ist kein Zufall, sondern Kalkül. In Berlin schlägt das digitale Herz des Landes. Hier ist Gaming kein Nischenhobby, sondern Alltag. Hier vernetzen sich Sport, Medien und Popkultur wie sonst nirgends in Deutschland. Podolski selbst beschreibt die Entstehungsidee so: „Der Filmregisseur Felix Starck, aber auch andere Leute sind beteiligt. Wir haben uns mehrmals in Polen getroffen, um die Idee einer Liga zu diskutieren, die wir in Köln organisieren wollten. Mir gefiel die Idee, weil ich mit Straßenfußball auf kleinen 4×4- und 5×5-Plätzen aufgewachsen bin. Die Liga ist mehr als nur Spaß und Show. Sie ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Straßenfußballs, und ich denke, dafür gibt es in Deutschland einen Platz.“

Die Baller League inszeniert sich als Gegenentwurf zur Stadion-routine. Gespielt wird sechs gegen sechs, zweimal 15 Minuten auf einem Indoorkunstrasen im Hochglanzset. Sonderregeln wie „3 Play“, „The Line“ oder „Fast Forward“ sorgen für unvorhersehbare Spielverläufe. Es geht um Unterhaltung, nicht um Tabellenrechner. Die Spieler sind teils ehemalige Profis, teils ambitionierte Amateure, aber im Zentrum stehen die „Team Heads“, prominente Streamer wie MontanaBlack oder Knossi, die mit ihren Millionen von Followern eine ganz neue Zielgruppe ansprechen.

Blick durchs Tornetz auf das Baller League Spielfeld im Hangar 7 des ehemaligen Flughafens Tempelhof

Zurück zum Straßenfußball: Auf der kleinen Spielfläche im Hangar 7 treten sechsköpfige Teams gegeneinander an.

Textbox: Zurück zum Straßenfußball: Auf der kleinen Spielfläche im Hangar 7 treten sechsköpfige Teams gegeneinander an.

Ein neuer Fußball – nicht für alle, aber für viele. Mehr als 3,5 Millionen Aufrufe pro Spieltag auf Twitch zeigen: Das Format trifft einen Nerv. Während in vielen Bundesligastadien das Durchschnittsalter des Publikums steigt, spricht die Baller League eine Generation an, die eher YouTube abonniert als Sportschau guckt. Die Spiele werden live auf Streamingplattformen übertragen, sind interaktiv inszeniert und geschnitten wie Serien – samt festen Charakteren, narrativen Spannungsbogen und wöchentlichen Cliffhangern.

„Wir erreichen unsere Zuschauer über die unterschiedlichen Communitys. Nader El-Jindaoui erreicht andere Leute als MontanaBlack, Kontra K wiederum andere als GamerBrother und die Tisis“, erklärt Felix Starck, CEO und Mitgründer der Liga. Die Strategie geht auf: Mitspieler und Markenbotschafter sind keine Funktionäre, sondern digitale Identifikationsfiguren mit enormer Reichweite. Was auf Ältere wie ein digitaler Zirkus wirken mag, ist für die jungen Zuschauer emotionales Liveerlebnis – nahbar, spontan, authentisch. Im Vordergrund bleibt der Fußball, aber verdichtet auf das, was er vielen bedeutet: Adrenalin, Überraschung, Rivalität.

Wirtschaftlich ist der Spaß ernst zu nehmen. Die Baller League ist kein Hobbyprojekt, sondern ein durchfinanzierter Medienbetrieb. Partner wie Vodafone, Xing oder Gatorade investieren teils siebenstellige Summen. Der Mittelkreis ist keine neutrale Fläche mehr, sondern Premiumwerbefläche, auch die Trikots der Teams sind durchkommerzialisiert. In der digitalen Zielgruppe der 16- bis 29-Jährigen ist das Format längst zu einem gewichtigen Werbeumfeld geworden.

Ein offizielles Statement der Liga fasst ihre Markenidentität so zusammen: „Wir bringen den Fußball zurück zu seinen Wurzeln. Mit einem Mix aus nostalgischen Elementen und modernem Entertainment schaffen wir einen einzigartigen Markenauftritt. Die Baller League wird zur besonderen Plattform für alle, die Teil der neuen Fußball-Ära sein möchten.“ Selbst Sportgrößen wie Michael Jordan haben – in diesem Fall über seine Investmentgesellschaft – in das Projekt investiert. In Großbritannien geht es schon zur Sache, bald soll das Modell in den USA ausgerollt werden. Die Baller League steht damit an der Schwelle vom Start-up zum globalen Medienereignis – getragen von der Idee, Fußball als Entertainmentplattform neu zu denken.

Und die Verbände? Sie schauen nicht mehr nur zu. Die Aufmerksamkeit, die die Baller League erzeugt, zeigt Folgen. Der Niedersächsische Fußballverband arbeitet inzwischen mit dem DFB an einer eigenen Montagabendliga. Die Verbände beginnen zu begreifen, dass ein Teil der jungen Generation andere Ansprüche hat und sie mitziehen müssen, wenn sie jeden ansprechen wollen. In Italien kooperiert die Serie A bereits mit der Kings League, dem spanischen Pendant zur Baller League. Auch dort steht Entertainment über Tradition, Reichweite über Vereinsloyalität.

Zwischen zwei Welten: So weitreichend die digitale Dynamik ist – der Ort Tempelhof verleiht der Baller League eine symbolische Tiefe, die über Klickzahlen hinausgeht. Hier kreuzen sich die Spuren von Geschichte und Zukunft. Die ehemalige Zentrale der Luftbrücke wird zur Startbahn für einen neuen Fußball. Ob das Format dauerhaft fliegt oder als Hype verpufft, ist noch offen. Fest steht: Die Baller League hat ein Fenster geöffnet, durch das der Fußball atmen kann – anders, schneller, jünger.

Und vielleicht ist das genau das, was ein traditionsreicher Sport im 21. Jahrhundert braucht: nicht den Bruch mit der Vergangenheit, sondern den Mut zur Parallelspur. In Tempelhof wird dieser Mut Woche für Woche ausgespielt.

Text: Christopher Horn
Fotos: © Reinaldo Coddou H / Baller League GmbH
Datum: Juli 2025

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