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Bankgeheimnis mit Dimitri Hegemann
In jeder Ausgabe geben uns Persönlichkeiten auf der „Weber-Bank“ Einblicke in ihr Leben und ihre Zeit. Sie zeigen uns einen Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat und an dem sie ihr Bank-Geheimnis mit uns teilen.
Wer Dimitri Hegemann begegnet, kann sich seiner Imaginationskraft nicht entziehen. Im Gespräch entstehen Ideen, aus den Ideen Projekte. Der Musikwissenschaftler ist Kulturmanager mit Leib und Seele, seit mehr als 40 Jahren. „Ich war immer an verschiedenen Strömungen interessiert“, sagt Hegemann, der auf seinen USA-Reisen Ende der 1980er-Jahre in Detroit mit einer neuen Musikrichtung in Berührung kommt – Techno. „Es war damals nicht abzusehen, wie groß das Interesse an Techno einmal sein würde, dass Techno die größte Jugendbewegung des vorigen Jahrhunderts auslöst.“ Hegemann bringt den Stil nach Berlin und eröffnet 1991 einen Club im Tresorraum des ehemaligen Kaufhauses Wertheim an der Leipziger Straße in Mitte. Schnell avanciert der „Tresor“ zu einem der berühmtesten Technoclubs weltweit. „Es war kurz nach dem Mauerfall. Die Stimmung war euphorisch, die Jugend brauchte einen neuen Soundtrack für ihr Lebensgefühl.“
Beim bloßen Soundtrack sollte es nicht bleiben. Dimitri Hegemann engagiert sich seit Jahren für junge Menschen, die an ihrem Heimatort kulturell arbeiten wollen. 2021 gründet er die Tresor Foundation, in deren Mittelpunkt die Clubkultur und ihr positiver Einfluss auf Menschen und Städte stehen. Die Academy for Subcultural Understanding innerhalb der Tresor-Stiftung befähigt junge Menschen ganz konkret, ihre Ideen in der Heimat umzusetzen. „Erste Studiengänge zeigen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren persönlich und beeinflussen ihre Region positiv. Sie fördern Freiheit, Kreativität und Gemeinschaft, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie stärkt.“ Die Academy hat ihren Sitz im ehemaligen Heizkraftwerk Berlin-Mitte. Hegemann entdeckte den Industriebau 2005, erkannte sein Potenzial und schuf einen multikulturellen Begegnungsort.
Er sei ein Raumforscher, sagt Dimitri Hegemann. „Meine Arbeit hat immer mit besonderen Räumen zu tun. Es gibt Räume, da gehst du rein, und es berührt dich. Es hat Kraft. Alles ist möglich, eine einzige Imaginationsmaschine.“ Am meisten faszinieren ihn Industrieruinen. Im „Kraftwerk Berlin“ hat nicht nur der Tresor Club 2007 sein neues Zuhause gefunden, Hegemann begreift den gesamten Ort als Experimentierraum für kulturelles Engagement. Festivals, Theater, Oper: „Die Performance der Künstlerinnen und Künstler wird von der Inszenierung im Raum bedingt“, sagt Hegemann. Die Weber-Bank steht in der großen leeren Halle des einstigen Heizkraftwerks, umschlossen von monumentaler Architektur. Hegemann lacht. „Und doch sind alle Blicke nur auf die Bank gerichtet. Es kommt eben auf den Raum an.“ Klingt, als meinte er auch ein bisschen sich selbst damit.
Text: Katharina Hummert
Foto: Christoph Mack
Datum: Oktober 2025
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