Porridge mit Purpose
Bahnhöfe zählen nicht gerade zu den entspanntesten Orten, der Zeitdruck der Reisenden steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Deshalb sind Bäckereien und Snackbars kleine Oasen der Entschleunigung, doch das Angebot überzeugt nicht immer. Hier setzen die Gründer Anna Schubert, Leandro Burguete und Levin Siert an, mit einer gesunden Alternative zu den Tiefkühlbrötchen der Backshops: klassisch schottischem Porridge. Inzwischen gibt es 25 Haferkater-Shops – 22 davon sind an Bahnhöfen, zwei an Flughäfen und einer in Citylage. An allen Standorten wird der Porridge frisch gekocht, aus gequetschten Haferkörnern statt aus Haferflocken und wie beim Original nur mit Wasser und etwas Salz. Für Vielfalt sorgen die Toppings – vegetarisch-vegan, wie alle Produkte, die bei Haferkater über die Theke gehen. Dass die Verpackungen kompostierbar sind, zählt ebenso zum Konzept. Und das will nicht weniger als die Welt ein wenig besser machen, ohne erhobenen Zeigefinger.
Eine Geschäftsidee, die ankommt: 16 Haferkater-Shops werden durch Franchisenehmer betrieben. Von denen laufen 90 Prozent profitabel bis sehr profitabel, sagen die Gründerinnen. Und nun? Verkaufen? An den Stores hängen Plakate: „Nimm Haferkater vom Markt!“ Warum? Die GmbH will sich in Verantwortungseigentum umwandeln. „Wir wollen Haferkater zu einem Purpose-Unternehmen machen“, sagt Anna Schubert. „Wir wollen die Unternehmenswerte schützen und dafür sorgen, dass Haferkater kein Spekulationsgut wird, damit es verkauft und unsere Geschäftsidee verwässert werden kann.“ Um dies zu erreichen, setzen sie und ihre Co-Gründer auf Crowdfunding. 3,5 Millionen Euro braucht Haferkater, um seine Investoren herauszukaufen. Mehr als 2,2 Millionen Euro sind bereits zusammengekommen. Anna Schubert ist zuversichtlich, dass bis zum Ende der Kampagne im September das notwendige Kapital eingeflossen ist. „Mit der Umwandlung in Verantwortungseigentum wollen wir erreichen, dass alle Gewinne reinvestiert werden, dass die Stimmrechte beim Unternehmen liegen und nicht bei Einzelpersonen.“ Verantwortungseigentum ist hierzulande eine neue Rechtsform, die noch nicht verabschiedet ist. Insofern gehen Anna Schubert und ihre Mitgründer einen Weg, den schon Unternehmen wie Bosch und Carl Zeiss gegangen sind: Sie greifen auf die Stiftung Verantwortungseigentum e.V. zurück, die ihnen ihre Definition von Unternehmertum ermöglicht. Und sie setzen auf Expansion. Nächster Halt für Haferkater sind Österreich und die Schweiz.
Fotos: © Haferkater
Datum: Mai 2024
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