Im Bann der Emotion: die Sammlung Alexejew-Brandl

Seit 45 Jahren finden Bilder und andere Kunstwerke zu Manuela Alexejew und Carlos Brandl, um ein Teil ihres Lebens zu werden. Im kreativen Chaos ihrer Wohnung ist „immer was los“.

EIGENTLICH, SAGT MANUELA ALEXEJEW, habe sie Künstlerin werden wollen. Doch nach neun Semestern an der Universität der Künste Berlin und ihrem Abschluss in Animation und Design kommt alles ganz anders. „Ich wurde Stewardess bei Pan American – das kam Ende der Siebziger –, Anfang der Achtzigerjahre gleich nach Prinzessin“, erinnert sich die gebürtige Berlinerin. „Die große Welt öffnete sich für mich, ich traf Künstlerinnen in Metropolen wie London und New York.“


Diese Begegnungen hätten ihren Blick auf die Kunstwelt verändert: „Das alles trainierte meine Sichtweise kolossal.“ Gemeinsam mit ihrem Mann, den sie 1978 kennenlernt, beginnt sie eine Sammlung aufzubauen – bewusst ohne System, aber mit viel Emotion. Dabei wird ihre eigene kreative Entwicklung sekundär. Manuela Alexejew verliebt sich in die Werke anderer Künstler, „und das ist bis heute so“.

HR MANN CARLOS BRANDL hat sich den Zugang zur Kunst auf andere Weise erschlossen. Schon als sehr junger Mann setzt er sich mit der Malerei der Alten Meister und mit der Klassischen Moderne auseinander, heute gilt er in diesen Bereichen als ausgewiesener Experte.


Beide sagen von sich, dass sie intuitiv sammeln, ohne jeden Gedanken an Wertsteigerung – seit mehr als 45 Jahren. „Der Architekt Eckart Muthesius – ein Freund von uns, den ich zufällig während eines Fluges traf – rief mir beim Aussteigen zu: ‚Merk dir, im Leben muss immer etwas los sein‘“, sagt Manuela Alexejew und schaut durch die Räume ihrer Dahlemer Wohnung. „Wie wahr: Der Blick auf ein Kunstwerk muss in den Bann ziehen, und unsere Sammlung ist das Ergebnis dieser Anziehungskraft. Es ist ‚immer was los‘, wenn wir von einer Malerei oder einer Skulptur begeistert sind!“

DIESE LEIDENSCHAFT FÜR KUNST ist auch Thema eines Buchs mit dem Titel „It’s not about the money“, das der TV-Journalist Thomas Kausch zusammen mit Manuela Alexejew geschrieben hat. Es erzählt die Geschichte einer Flugbegleiterin, die zur Sammlerin wird, und entführt seine Leserinnen in eine Welt, die Kunst zum unverzichtbaren Teil des eigenen Lebens macht.


„Wir wollten die Kunst, die uns begeisterte, damals unbedingt besitzen“, sagt Manuela Alexejew, „auch die aktuelle Kunst möchte geliebt werden.“ Darauf solle sich die junge Generation einlassen und ihre Künstler begleiten. „Nicht du findest die Bilder, die Bilder finden dich“, war stets das Credo ihrer Sammelleidenschaft.

Text: Katharina Hummert
Foto: © Magnus Pettersson
Datum: Juni 2023

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